Aufbrechen. Ankommen. Bleiben.

Sommerzeit ist Aufbruchzeit. Ins nächste Abenteuer, in den Urlaub, von Ort zu Ort. Mal für ein paar Stunden, mal für länger. Wir lassen den Alltag hinter uns, begegnen uns selbst immer wieder neu. Das Unterwegs sein beflügelt und weckt ganz neue Seiten ins uns. Auf Dauer kann es auch fordern. Denn zwischen all der Bewegung ist auch immer ein Bedürfnis nach Ankommen. Für den Moment. Für länger.

Wer berufsbedingt viel unterwegs ist, für längere Zeit aus dem Rucksack gelebt hat oder ein Nomadenleben führt, kennt dieses Gefühl. Äußerlich kommen wir schnell an, innerlich braucht es etwas länger. Ankommen braucht Zeit. Ich habe festgestellt, dass es meistens drei Tage sind, bis all meine Anteile beisammen sind. Ich morgens aufwache und weiß, wo ich bin.

Was hat das äußere Unterwegs sein mit dem Inneren zu tun?

Auch im Inneren sind wir oft auf der Suche, nach außergewöhnlichen Erfahrungen. In vielen spirituellen Schriften ist die Rede davon, dass der Körper überwunden werden muss, um Erleuchtung zu erfahren. Also hoch die Leiter, das Weltliche hinter uns lassen und Schwerelosigkeit erfahren. Kann man mal machen, doch auf Dauer verlieren wir dadurch den Bezug zur Erde. Es ist mehr eine Flucht vor uns selbst.

Flucht ist einfach. Bleiben fällt schwer.

Das nehme ich gerade vermehrt war, und damit meine ich nicht die spirituelle Suche, sondern die alltägliche Gedankenverlorenheit. Auch die lässt uns den Boden unter den Füßen nicht mehr spüren. Gesenkte Köpfe, leere Blicke und virtuelle Welten, die realer scheinen als die wirkliche Welt. Wir schneiden uns selbst ab, von der Natur und uns selbst. Ist es die Suche nach einem Kick und die Vermeidung wirklich zu fühlen?

Egal, ob spirituelle Erleuchtung, Reisen oder Zeitgeist. In allen Fällen braucht es Balance und Gleichgewicht. Einen bewussten Umgang. Ohne Fundament, ohne starke Wurzeln kann kein Baum eine prachtvolle Krone ausbilden. Und auch eine Mistel braucht ihren Wirtsbaum, mit Anbindung zur Erde.

Wieder mehr Wald, Natur und gemeinsame Zeit draußen verbringen. Die Erde unter den nackten Füße spüren, den Wind im Gesicht, die Sonne auf der Haut und der Blick in die rhythmische Bewegung der Wellen. Die Welt mit allen Sinnen erkunden. Im Moment leben und mal einen Tag die digitale Welt vergessen. Mit zerzaustem Haar, dreckigen Füßen und leuchtenden Augen am Abend müde und glücklich ins Bett fallen. Lebendigkeit in jeder Zelle spüren. Das gilt nicht nur für die Smartphone-Generationen, sondern für uns alle.

Den Körper beseelen

Ich bin sehr dankbar, dass mich mein Weg zum Tantra geführt hat. Denn da geht es genau darum. Durch den Körper, mit dem Körper spirituelle Erfahrungen machen. Das Leben in allen Facetten genießen und nichts ausschließen. Alles als Erfahrungsmöglichkeit unserer Seele sehen. Denn alles ist verwoben und möchte achtsam und bewusst erfahren werden. Und so holt mich meine Praxis immer wieder aus dem Kopf in den Körper zurück. Das Spüren wird feiner, intensiver, lebendiger.

Yoga, Körperarbeit, Meditation und Achtsamkeitspraxis hilft uns, aus der Gedankenwelt in den Moment zu kommen. Und das fordert viele heraus. Denn mit dem äußeren zur Ruhe kommen breitet sich eine innere Unruhe aus, die am Anfang unangenehm sein kann. Viele wählen dann eine aktive Praxis, um dem zu entgehen.

Ich möchte dich ermutigen zu bleiben und dich dieser Unruhe zu stellen. Es bedeutet achtsam mit dir zu sein, dir alle Zeit zu geben, die du brauchst. Liebevoll dableiben und dranbleiben. Atemzug für Atemzug. Und dann wirst du spüren, wie du wirklich ankommst. Im Körper, im jetzt und bei dir selbst.
 
 

Ankommen bei dir selbst – Alltagstipps

Löse dich vom Außen

Es ist schön, ein Dach über dem Kopf zu haben, sich sicher in den eigenen vier Wänden zu wissen. Doch was ist, wenn das von heute auf morgen wegbricht? Was ist dann Zuhause? Lasse los, woran du im Außen festhälst, Sicherheit suchst und mach dich auf den Weg, die Geborgenheit in dir zu finden.

Nimm dir Zeit

Es braucht Zeit, um diesen Ort in dir zu entdecken. Schenk sie dir jeden Tag. 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten. Mache diese Zeit zu deinem festen Date mit dir. Yoga, Meditation und alle Praktiken, die dich in die Verbindung mit deinem Körper und nach Innen tauchen lassen unterstützen dich dabei. Beobachten. Wahrnehmen. Annehmen.

Wähle neue Wege

Die mentalen Wege sind oft Autobahnen, die wir seit Jahren nutzen. Im Autopiloten rasen wir mühelos umher. Fahren immer dieselbe Strecke und kommen nicht zur Ruhe. Erlauben uns nicht innezuhalten, uns niederzulassen, neue Wege zu beschreiten. Drücke ab und zu die Pausetaste, um bewusst, mit einem tiefen Atemzug, den Weg zu wählen, der dich zu dir führt.

Bleibe wachsam

Jagen wir ständig einem anhaltenden guten Gefühl nach, verleugnen wir die Realität und damit uns selbst. In dem Moment, in dem du aufhörst zu kämpfen, Widerstände sinken lässt und erlaubst, alles da sein zu lassen, entsteht Nähe zu dir selbst. Und zu anderen. Du erkennst, dass alles wie Wellen kommt und geht. Jeder Gedanke, jedes Gefühl.

Be–Werte nicht

Gezeiten gibt es auch in der Praxis. Mal fällt es uns leicht, wir sind im Einklang mit uns selbst und dann gibt es Zeiten, die zäh und schwer erscheinen. Momente des Stillstands, wo nichts weiter geht. Du verlierst dich in Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen. Willst aufgeben. Bleibe bei dir und lass diese Wellen sein, wie sie sind. Lass sie sich bewegen.

Längst angekommen

Was wäre, wenn es gar kein Ziel zu erreichen oder etwas zu verbessern gibt? Denn du bist schon längst am Ziel. Dein Zuhause trägst du wie eine Schnecke immer bei dir. In dir. Alle Leistung und Aktion hält dich davon ab, den Eingang zu finden. Mache es wie die Schnecke: werde langsamer und lasse zu, dass alles da ist, in diesem Moment. Genieße.

Alles Liebe,
Sabrina

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